Das nach der Ilias älteste Werk abendländischer Dichtung bietet alles, was eine moderne und spannende Geschichte braucht. Leben und Sterben, Krieg und Frieden, Hass und Liebe, Versuchung und Treue, Sehnsucht und Verzweiflung kunstvoll verwoben zu einem Epos, das einer Kultur entstammt, in der unsere Welt, unsere Lebensart, unsere Lieben, unsere Kriege, unsere Geschlechterrollen, unsere Schönheitsideale viele ihrer Wurzeln haben.
Odysseus und seine Gefährten sind auf dem Heimweg von Troja nach Ithaka. Müde von zehn Jahren Krieg taumeln sie aus Dunkel und Nebel auf die Bühne, und die Krieger erzählen, nicht nur die Krieger Homers, sondern auch moderne Krieger, aus Bosnien, aus dem Kosovo… .
Ein Blick nach Ithaka. Dort wartet Penelope, Odysseus Frau, zwanzig Jahre.
Odysseus erzählt von seiner Irrfahrt und die phantastischen Gestalten seiner Abenteuer werden lebendig. Die Zuschauer hören das Brüllen des Kyklopen und blicken in sein Auge. Sie lauschen den Gesängen der Sirenen, dem Tosen der Meere, dem Jammern der Toten im Hades. Sie sehen die alles verschlingenden Arme der Skylla. Sie drehen sich im Strudel der Charybdis. Sie erliegen der Versuchung durch die vielprojizierte Kirke, die sich im ganzen Raum zu spiegeln scheint und ihren betörenden Duft verströmt, dem Odysseus widerstehen muss.
Das Stück des Theaterlabors schwelgt in den Bildern der Odyssee.
Geräusche, Gesänge, Erzählungen und Schauspieler, die schwingen, die singen, die tanzen, die stampfen, Bilder die vorüberziehen, nah und fern, schnell und langsam. Texte in Hexametern und Prosa aus verschiedenen Übersetzungen, Bearbeitungen und Nachdichtungen von Homer bis Botho Strauss. Das ganze Theater eine Bühne, auf der sich fast alles bewegt, auf der es ganz hell wird und ganz dunkel.
Am Ende steht eine Heimkehr, eine Bogenprobe und ein Gemetzel, der Mord an den Freiern und Mägden. Furchtbare Rache übt dieser Held, der uns durch seine Abenteuer doch ans Herz gewachsen ist und in Liebe verbindet er sich wieder mit Penelope, kaum ist das Blut erkaltet, das er vorher vergossen hat.
Die Odyssee des Theaterlabors ist Theater, das viel erzählt, über das Wesen des Krieges und über die Liebe und das viele Fragen stellt, über die Macht des Schicksals, über Selbstbestimmung. Fragen, was eigentlich ein Held ist und was Treue bedeutet, ob zum Heldentum und zur Treue die Gewalt gehört, ob wir mit den guten Idealen auch die schlechten Taten in Kauf nehmen müssen und ob die alten Ideale noch taugen, ob sie die Welt bessern können oder ob wir sie überwinden müssen und uns aufmachen, neue zu suchen.
Premiere
1. April 2000
Inszenierung
Siegmar Schröder
Bühnenbild und Projektionen
Tom Dombrowski
Kostüm
Christin Vinke
Dramatugie
Angelika Göken
mit
Leopold Altenburg, Thomas Behrend, Angelika Göken, Michael Grunert, Christine Ruis, Karin Wedeking sowie Mara Behrendt, Andreas Bentrup, Kirsten Bohle, Barbara Etienne, Frank Gleiche, Alexa Griestop, Katja Hanke, Wiebke-Kristin Harms, Indira Heidemann, Wolfram Hüffner, Lisa Jopt, Katja Kemnade, Jürgen Nentwig, Alina Tinnefeld, Cornelia Schnelz, Stefanie Taubert, Sven Werneke