Glückliche Tage können sehr unterschiedlich definiert werden. Im Stück des Theaterlabors, das nach Samuel Beckett von Indira Heidemann und Michael Grunert entwickelt wurde und auch von beiden Schauspielern gespielt wird, hat man da so seine Zweifel, denn die Zweierbeziehung hat sich gründlich auseinandergelebt und ist doch zwanghaft tief verbunden, Gewohnheit und kleine Gesten werden zu Glück: Winnie steckt in einem Hochsitz fest. Willie könnte sich zwar noch frei bewegen, verbirgt sich aber am liebsten in einem Schlafsack hinter ihrem Rücken, wo sie ihn nicht sehen kann. Winnie redet den lieben langen Tag über Gott und die Welt, kramt unentwegt in ihrem Spiegelschrank herum, packt aus, räumt ein: Spiegel, Bürste, Lippenstift, Medizin, Revolver. Alltag bei Winnie und Willie -Tage, verwechselbar wie ihre Namen. Und von denen können noch viele kommen und gehen. Und doch sind es für Winnie glückliche Tage. Denn manchmal spricht und lacht Willie – noch. Am Ende kriecht er ihr sogar ins Gesichtsfeld, und sagt ihren Namen: „Winnie“. Und sie singt dazu.
Wer kaum noch was hat, ist mit wenig glücklich. Warten ist zeitlos – wie eine Wüste. Beckett erzählt in „Glückliche Tage“ vom langsamen Sterben, vom Durchhalten.
Premiere
15. Dezember 2005
Inszenierung
Michael Grunert, Indira Heidemann
Bühne
Tom Dombrowski
Kostüm
Christin Vinke
Mitwirkende
Michael Grunert, Indira Heidemann